Warum eigentlich Namibia?
Für ein Praktikum in Namibia spricht vieles. Das süd-west-afrikanische Land an der Atlantikküste bietet eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften, Kulturen und auch Entwicklungsstandards, seine Gesellschaft ist frei und friedlich, und es gibt eine blühende lokale Kleinindustrie. Die offizielle Landessprache ist Englisch, auch wenn daneben noch eine Reihe anderer Sprachen – darunter auch Deutsch – gesprochen wird. Ein besonderes Interesse sollten Deutsche an Namibia haben, da dieses seit 1884 bis zum ersten Weltkrieg deutsche Kolonie war, was bis heute spürbare Spuren hinterlassen hat.
Für seine kulturelle, landschaftliche und auch historische Vielfalt erntet Namibia Weltruhm, besonders bei Luxusreisen. Von vermeintlich Hartgesottenen wird Namibia deshalb oft als “Afrika für Einsteiger” betitelt – eine Einschätzung die nicht nur auf verblendet-rassistische Art und Weise die Realität verkennt, sondern von den Namibiern nicht gern gehört wird.
Entwicklungsstand
Dies liegt an zwei Gründen: Einerseits sagen sie völlig zurecht, dass jetzt wo sie selbst etwas positive Entwicklung geschaffen haben, ihnen ironischerweise das Afrikanertum aberkannt wird. Andererseits hat Namibia durchaus sehr typische Probleme: Namibias Gini-Koeffizient ist der höchste der Welt. Das heißt, dass die Vermögensverteilung zwischen den reichsten und ärmsten 10% der Gesellschaft so weit auseinander klafft wie in keinem anderen Land der Erde.
Diesen Fakt sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man über Namibias Entwicklungsstand nachdenkt; nach einfachen Pro-Kopf-Wirtschaftsprodukt gesehen steht Namibia nämlich in Afrika unter den besten zehn relativ weit vorne.
Auch die politische Stabilität und die persönliche Sicherheit in Namibia befinden sich auf hohem Level – Was aber niemals darüber hinweg täuscht, dass man sich nach wie vor in einem afrikanischen Entwicklungsland befindet. Ob es nun die Slumviertel der Hauptstadt Windhoek oder die von der urtümlichen Viehzucht lebenden Dörfer im Norden des Landes sind – die sogenannte “Dritte Welt” erlebt man in jedem Moment. Selbstverständlich ist es daher auch trotz der guten Sicherheitslage keine gute Idee, unvorsichtig zu werden.
Ein junges, geliebtes “Land der Mutigen”
Namibia ist ein Land zum Entdecken und Erfahren. Vieles ist einzigartig hier. Namibia ist erst 1990 von Südafrikas Apartheitsregierung unabhängig geworden – und ist damit vermutlich jünger als viele Leser. Der Slogan “Land of the Brave” (“Land der Mutigen”) kann da noch direkt als ein Selbstbild gedeutet werden, gezeichnet vom Aufstand gegen ein unrechtes, rassistisches System. “Mutig” ist dabei ein Ideal das sich auch heute noch durch die Gesellschaft zieht – wofür das Land mit seiner Wüstendürre einerseits und seinen jährlichen Überflutungen andererseits auch geschaffen ist. Das mit so viel Mut zurückeroberte Land wird innig geliebt.
Die außerordentliche Liebe und Wertschätzung des eigenen Landes zeigt sich auch in der Namibischen Flagge: Das Rot steht für die Menschen, für ihren Mut, für ein unabhängiges Land mit einer gleichen, gerechten Gesellschaft zu kämpfen. Weiß steht für Frieden und Einheit, während das Grün die reiche Vegetation und die Resourcen symbolisiert. Das Blau steht für den Himmel, den Atlantik und den Wasserreichtum Namibias. Der Nationalstolz ist stark mit der Natur des Landes verbunden – Erklären lässt sich dies vermutlich am besten mit dem reichen landwirtschaftlichen Hintergrund der Gesellschaft.